SLENTITE® für Praktiker
Obwohl der lang erwartete BASF-Dämmstoff SLENTITE® sich aktuell noch in der Erprobungsphase befindet, werden schon jetzt Fragen laut, wie genau die Handhabung in der Praxis aussieht. Da das organische Aerogel mit der hohen Dämmwirkung und seiner Fähigkeit zur effektiven Feuchtigkeitsregulierung in vielen Belangen regulären Dämmstoffen überlegen ist, macht es tatsächlich Sinn, sich jetzt schon zu überlegen, wie der praktische Einsatz funktioniert. Eines vorweg: Der Umgang mit dem Material ist ganz leicht erlernbar, eine Extra-Schulung braucht es dafür nicht.
Im Fokus:
Dämmleistung, Materialstärke und Druckfestigkeit
Ein paar technische Fakten vorweg: SLENTITE® ist eine gebrauchsfertige Hochleistungs-Dämmplatte, deren Dämmleistung bei niedrigen 17 mW/m•K liegt. Winzige Nano-Poren sorgen dafür, dass die darin befindlichen Luftmoleküle statistisch so gut wie keine Wärme übertragen. Der große Vorteil: Bereits sehr dünne Platten von 10 bis 15 mm entfalten die volle Dämmwirkung, ohne dass dabei die Stabilität des Materials beeinträchtigt wird. Die Druckfestigkeit liegt mit über 300 kPa doppelt so hoch wie bei regulären PU-Dämmstoffen. Das dünnschichtige Material verändert die damit isolierten Innenräume kaum, im Praxistest konnten alte Heizkörper in einem konkreten Sanierungsobjekt in ihren nun gedämmten Nischen verbleiben.
Hohes Potential bei der Innendämmung
und im Denkmalschutz
Sein größtes Potential entfaltet der neue Dämmstoff nach aktuellen Erkenntnissen im Innenbereich, obwohl es auch an Fassaden einsetzbar ist. Innendämmungen galten bislang eher als problematisch, da es dabei häufig zu Feuchtigkeitsansammlungen mit nachfolgender Schimmelbildung in der Wand kommt. Das feuchteregulierende SLENTITE® jedoch umschifft diese Gefahr, vor allem Denkmalschützer dürfen also nun entspannt aufatmen: Historische Gebäude mit ihrem oft reichhaltigen Fassadenschmuck sind zumeist von einer Außendämmung ausgeschlossen, und doch möchte man sie energieeffizient heizen können. Der neue Dämmstoff ermöglicht dies nun, so hat es auch der durchgeführte Praxistest an einer denkmalgeschützten Immobilie am Hamburger Alsterkanal ergeben. Bauphysikalische Studien des Instituts für Bauklimatik in Dresden untermauern das Ergebnis in ersten wissenschaftlichen Studien.
Zeitsparend und einfach:
die Verarbeitung von SLENTITE®
Die praktische Anwendung ist ausgiebig am realen Objekt erprobt, aus diesem Grund gibt es schon jetzt verlässliche Angaben zur Verarbeitung:
Schneiden:
Sägen Sie das Material mit dem Fuchsschwanz oder der Japansäge zu, auch andere handelsübliche Sägen erfüllt ihren Zweck. In der Praxis hat es sich bewährt, die Dämmplatte an passender Stelle anzuritzen und zu brechen. Das Cuttermesser dringt nicht tief genug ein, was Abplatzungen zur Folge haben kann. Auch Thermoschneider eignen sich nicht zur Verarbeitung, weil sie das hoch vernetzte Material versengen.
Bohren und Fräsen:
SLENTITE® lässt sich sowohl mit der Fräse als auch mit der Bohrmaschine bearbeiten – das erleichtert die Einpassung in die bestehende Umgebung.
Klebstoff:
Die Dämmplatten lassen sich mit herkömmlichem mineralischen Klebemörtel auf den Untergrund aufbringen. Im Grunde sind sämtliche wasserbasierten Kleber zur Montage nutzbar, auch PU-Kleber können zur Anwendung gelangen. Chemische Lösemittel hingegen schädigen das Material.
Klebeseite:
Herstellungsbedingt besitzen die Dämmplatten auf der einen Seite eine marginal glattere Oberfläche als auf der anderen. Trotzdem sind beide Seiten als Klebeflächen geeignet, wasserlöslicher Klebstoff dringt in das Material ein und entfaltet eine hohe Haftwirkung.
Montage:
Zur Montage benötigen Sie weder tragende Leisten noch ein kaschierendes Gewebe, wie bei herkömmlichen WDV-Systemen üblich. Bringen Sie einfach den Kleber auf den Untergrund auf und setzen Sie die Platten auf Stoß ins Klebebett.
Verputzen:
Die Verwendung eines Systemputzes ist ebenfalls nicht nötig aber möglich, die Beschichtung lässt sich aus den üblichen wasserbasierten Materialien frei wählen.
Beschichten:
Aufgrund der besonderen Oberflächeneigenschaften lassen sich die Platten einfach beschichten, laminieren oder als Kern im Sandwich zwischen unterschiedlichsten Materialien einsetzen.
Sicherheit, Alterung, Umweltschutz:
So verhält sich SLENTITE®
Zum Schluss möchten wir noch drei weitere wichtige Aspekte ins Auge fassen: den Brandschutz, die UV-Beständigkeit und die Recyclingfähigkeit.
Brandschutz
Einschlägige Großbrandtests stehen aktuell noch aus, das Material verhält sich insgesamt anders als bekannte Standard-Polyurethane. Derzeit liegt SLENTITE® in der Brandschutzklasse B2 (Euroklasse E), doch bietet es aufgrund seines geringen Volumens sehr viel weniger Angriffsfläche als reguläre Dämmmaterialien. Im Verbundsystem werden sich die Werte wahrscheinlich noch verbessern, entsprechende Testreihen befinden sich in Vorbereitung.
UV-Beständigkeit
SLENTITE® weist bei dauerhafter direkter Sonnenlichtbestrahlung zwar mit der Zeit oberflächliche Vergilbungen auf, degradiert aber nicht wie übliches PU. Die Wärmeleitfähigkeit bleibt sogar nach regelmäßiger Bewitterung auf hohem Niveau erhalten. Eine Eigenschaftsveränderung durch Alterung lässt sich derzeit nicht feststellen.
Recycling
Um das Material fachgerecht zu recyclen, muss es zunächst vom Kleber getrennt werden. Danach lässt sich SLENTITE® zu einem feinen Granulat verarbeiten, das dieselbe Dämmwirkung aufweist wie die unversehrten Platten. Dieser erstaunliche Effekt ist auf die winzigen Nanoporen zurückzuführen, die trotz Zerkleinerung erhalten bleiben. So lässt sich das entstandene granulare Medium erneut zu Dämmzwecken verwenden.
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